Verabschiedung von Kantorin Ilse Siepmann am 21.4.2013

auf der Internetseite des Kirchenkreises (http://www.kirche-duisburg.de/content/index_ger.html#e13164)
abgedruckt in RP und WAZ

Jubiläum und Abschied

Der Kirchenchor Ruhrort-Laar wird 130, die Kantorin Ilse Siepmann dankt ab

_{Ilse Siepmann begleitet "ihren" Chor bei der Probe; Foto: Esther Merkelt}

Hörte man ab und an spätabends noch Orgelklänge aus der Laarer Kirche, war dafür bei Weitem kein Kirchengeist verantwortlich. Die „einsame Seele“, die sich regelmäßig zu ungewöhnlichen Zeiten in den Kirchenraum verirrt, ist Ilse Siepmann, Kantorin und Chorleiterin mit Leib und Seele. Zum 1. April hat die Musikerin den Dienst als Kantorin niedergelegt, verabschiedet wird sie in einem Festgottesdienst am Sonntag, 21. April 2013 um 11 Uhr, in der Laarer Kirche, Apostelstraße 58. Seit rund 55 Jahren ist sie Angestellte der evangelischen Kirche und noch länger hat sie sich der Kirchenmusik verschrieben.

n diesem Jahr feiert der Kirchenchor Ruhrort-Laar, den Frau Siepmann leitet, sein 130-jähriges Bestehen. Als Kantorin dankt Siepmann zwar ab, dem Chor bleibt sie jedoch treu. Ihr Traum war es schon früh Kirchenmusikerin zu werden. Um dies zu verwirklichen, besuchte sie zunächst das Konservatorium in Duisburg und später auch einige Semester die Folkwangschule in Essen. Abgeschlossen hat sie ihre Ausbildung mit der C-Prüfung für nebenamtliche Musiker. Eine weitere Ausbildung konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht machen. Nach ihrem Studienabbruch bot sich ihr die Möglichkeit in die Pressearbeit der evangelischen Kirche einzusteigen und diese Entscheidung hat sie nie bereut. Vierzig Jahre lang leitete sie die evangelische Pressestelle in Duisburg.

Ihre Arbeit forderte sie stets, ließ ihr jedoch genug Freiraum sich fortlaufend für ihre Leidenschaft, die Kirchenmusik zu engagieren. An der Orgel und als Chorleiterin begleitete sie unzählige Gottesdienste und setzte sich dafür ein, die Kirchenmusik auch über die Gemeindegrenzen hinaus auszubauen. Für dieses besondere Engagement wurde ihr nach 25 Jahren der Titel „Kantorin“ zugesprochen, den normalerweise nur hauptamtliche Musiker tragen dürfen.

Neben der Musik und der Arbeit für die Gemeinden liebt Ilse Siepmann das Schwimmen. In den Urlauben mit ihrem Mann fährt sie besonders gerne an die Ostesee. Besonders viel Zeit bleibt ihr für solche Ausflüge jedoch nicht, da die Arbeit als Chorleiterin auch Opfer fordert. „Ich bin sehr stolz, dass unser Chor es in den ganzen Jahren geschafft hat an allen hohen Feiertagen und Festgottesdiensten teilzunehmen“, sagt Siepmann. Für diese Leistung müssen Leiterin und Mitglieder natürlich zurückstecken. „Urlaub über die Feiertage ist für mich immer ein Tabu gewesen und so habe ich es auch den Chormitgliedern immer ans Herz gelegt“, sagt sie und fügt hinzu: „Wirklich dankbar bin ich meinem Mann, dass er das all die Jahre klaglos mitgemacht hat.“

Ihr Anspruch an ihren Chor ist hoch, doch sie stellt fest: „Trotz des mittlerweile recht hohen Altersdurchschnitts, bin ich sehr stolz auf unsere Sänger, ich finde wir klingen immer noch wirklich vertretbar“, ein hohes Kompliment aus dem Mund der strengen Chorleiterin. Die Mitgliederzahlen des Chores, der früher über vierzig Sänger zählte, schwinden proportional zu den Mitgliederzahlen der Kirchengemeinden. Aktuell hat der Chor Ruhrort-Laar zusammen 12 Mitglieder, Ilse Siepmann gesteht: „Da darf im Grunde keiner krank werden, sonst wird es schwer vierstimmig zu bleiben.“ Ein besonderes Sorgenkind hat Siepmann noch zusätzlich: ihre Orgel. Durch das extreme Wetter verziehen sich immer wieder Teile des Instruments und es macht Zicken. „Freitag kommt der Orgelbauer, ich hoffe der kriegt es wieder hin, damit im Festgottesdienst alles stimmt“, sagt sie und dann verabschiedet sie sich, um selbst noch einmal nach der Orgel zu sehen.

12.04.2013,
Text und Bild: Esther Merkelt